Die Revolution frisst ihre Kinder
Die wirtschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte haben massive Auswirkungen auf unsere Gesellschaften. Schaffen wir das?
Dieser letzte und dramatische Satz des französischen Girondisten Pierre Vergniand, den er auf dem Schafott stehend formulierte, beschreibt kurz und bündig das Problem aller Revolutionen.
Wir leben heute in einer erneuten Revolution, deren Umfang sich weder abschätzen, noch mit einfachen Worten erklären lässt. Die gesellschaftlichen Auswirkungen sind nicht vollständig klar, wobei sich bestimmte Tendenzen abzeichnen.
Beginnen wir mit den Fakten:
Computer dienten zur Zeit ihrer Einführung dazu, aufwändige Berechnungen und zeitintensive Sortier- und Registrieraufgaben zu übernehmen.
Gottfried Wilhelm Leibniz, Universalgenie, Philosoph und Erfinder der Rechenmaschine, im 18. Jahrhundert: „Es ist unwürdig, die Zeit von hervorragenden Leuten mit knechtischen Rechenarbeiten zu verschwenden, weil bei Einsatz einer Maschine auch der Einfältigste die Ergebnisse sicher hinschreiben kann.“ Mit diesem einen Satz beschreibt er präzise und beinahe prophetisch den intelligenten Maschinen zu Grunde liegenden Gedanken. Seine, im Übrigen bereits auf dem binären Prinzip beruhende, Rechenmaschine kann getrost als Vorläufer des Computers angesehen werden.
Computer zur Berechnung komplexer Flugbahnen der ersten Raketen, sowie Hollerithmaschinen zur Sortierung und Vereinfachung logistischer Prozesse entstanden kurz vor bzw. im zweiten Weltkrieg. Aus dem Hersteller der Hollerithmaschinen ging übrigens die Firma IBM hervor. Der offensichtliche Vorteil solcher Maschinen führte dann nach dem Krieg schnell zur Entwicklung von Rechneranlagen, mit denen der Nutzen einer schnellen, komplexen Berechnung im Verbund mit Speicher und Sortierung immer besser ausgenutzt werden konnte.
In den fünfziger und sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts entstand eine Reihe von Hochsprachen (Cobol, FORTRAN, PL 1, etc.), die es Programmierern erlaubten, mit zunehmender Geschwindigkeit umfangreiche und hochkomplexe Anwendungen zu entwickeln. Trotz allem war der erste Kundenkreis, der sich millionenschwere Investitionen in Rechenzentren leisten konnten, auf Banken, Versicherungen, Verwaltungen und Forschungsinstitute/Universitäten beschränkt. „Normalen“ Anwendern erschloss sich die neue Technologie nicht, denn dazu war sie zu teuer, zu klobig und vor allem wenig anwenderfreundlich.
Das jedoch sollte sich schnell ändern.