(Audio-)Industrie 4.0
Aussichten und Konsequenzen
Die Bezeichnung „Industrie 4.0“, seit 2011 immer wieder zitiert, soll die vierte industrielle Revolution zum Ausdruck bringen. Manche Industriebosse haben sie auch schon für gescheitert erklärt. Daher soll dieser Artikel ein wenig Licht ins Dunkel bringen und vielleicht auch als Diskussionsgrundlage dienen.
Kurz zusammengefasst ergibt sich die Bezeichnung aus der historischen Entwicklung der industriellen Fertigung, die drei wesentliche Stufen mit erheblichen gesellschaftlichen Auswirkungen durchlaufen hat. Wie hinlänglich bekannt, bestand die erste industrielle Revolution aus einer einfachen Mechanisierung diverser Herstellungsprozesse. Man nutzte Wasser- und Dampfkraft, um einfache Maschinen anzutreiben. Henry Fords Bestreben, allen Amerikanern bezahlbare Automobile zur Verfügung zu stellen, leitete im frühen 20. Jahrhundert die zweite industrielle Revolution ein. Es ging dabei um Massenfertigung an Fließbändern und den Einsatz des elektrischen Stromes. In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts begann die dritte industrielle Revolution mit zunehmender Automation (z.B. Schweißrobotern oder etwa auch CNC-Stanz- und Biegemaschinen). Die hieraus entstehenden, rechnergestützten Arbeitsabläufe in Kombination mit Computerarbeitsplätzen und umfangreicher IT repräsentieren die digitale Revolution. Die damit einhergehenden Eingriffe in unterschiedlichste Abläufe der Fertigung, Buchhaltung, Verwaltung, aber auch der Kommunikation auf praktisch allen Ebenen, haben unsere Gesellschaft stark beeinflusst. Zum Beispiel wird es immer offensichtlicher, dass weite Bevölkerungsgruppen große Schwierigkeiten mit den gebotenen Möglichkeiten haben. Stichworte dazu sind zum Beispiel der Umgang mit dem Informationsüberfluss auf der einen und fast grenzenlose – unreflektierte – Kommunikationsmöglichkeiten auf der anderen Seite. Hier zeigen sich bereits starke soziale und gesellschaftspolitische Effekte, deren langfristige Auswirkungen nicht absehbar sind, die aber zurzeit mittels einer Flut unreflektierter Meinungen und gezielter Meinungsmache ein erhebliches Gefahrenpotential für unsere freiheitlich und demokratisch orientierte Gesellschaft darstellen.
Industrie 4.0 bedeutet im Wesentlichen eine weitgehend automatisierte Herstellung von Produkten. Die fortschrittlichen Algorithmen zur Prozessoptimierung, Diagnose der laufenden Prozesse sowie der Erkennung von Vorgängen, sollen Menschen unterstützen.
Das Ziel sind vernetzte Maschinen mit ausreichender Rechenleistung, die sich selbst und die von ihnen gesteuerten Herstellungsabläufe überwachen und auch optimieren können. Hierdurch entstehen zwar Produkte, die sich weniger deutlich voneinander unterscheiden (Plattformen), aber günstiger, schneller und in höherer Qualität produziert werden können. Und das ohne Pausen, Arbeitskämpfe oder soziale Konflikte.
Das Herz jedes Arbeitgebers, jedes Investors schlägt hier höher: Endlich so viel produzieren wie sinnvoll erscheint und dabei auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen müssen. Schade nur, dass dann vielleicht niemand mehr die tollen Waren kaufen kann – denn dazu müssten die nun arbeitslosen Kunden ja irgendwo arbeiten! Hochqualifizierte Arbeitsplätze wird es natürlich weiter geben. Die Zahl der Arbeitslosen und Unterbeschäftigten aber wird steigen. Das soll jedoch nicht Thema unserer Überlegungen sein.
Industrie 4.0 führt dazu, dass immer mehr, auch sehr komplexe, Vorgänge rechnergestützt automatisiert werden. Grundlage ist die verteilte Intelligenz: Einzelnen Maschinen bis hin zu ihren Teilen bzw. Teilbereichen wird die Möglichkeiten einer weitgehend selbständigen Vorgehensweise im oben beschriebenen Sinn ermöglicht. Das ist nicht wirklich neu, wird aber in Zukunft sehr weit reichen und am Ende auch wahrscheinlich auch „kreative“ Leistungen übernehmen.