Die Revolution frisst ihre Kinder
Die wirtschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte haben massive Auswirkungen auf unsere Gesellschaften. Schaffen wir das?
Informationen stehen uns heute jederzeit und überall zur Verfügung. Apps (Anwendungen) eröffnen ungeahnte Möglichkeiten, sich im täglichen Leben zurechtzufinden und Dinge zu tun, die früher nur wenigen zugänglich, bzw. möglich waren. Es scheint, als ob kein Bereich verschlossen bliebe und nur ein Wisch über die berührempfindliche Oberfläche eines „Smartphones“ oder „Tablet Computers“ nötig sei, um die Welt „zu verstehen“ und das Leben und seine Herausforderungen besser zu bewältigen. Das dies angenehm scheint, kann unbestritten stehen bleiben. Dass es aber immer häufiger zu exzessiver Nutzung bis hin zu Abhängigkeit kommt, manifestiert sich immer mehr.
Was leider ebenfalls häufig vergessen wird: Eine Information zu finden ist eine Sache, mit ihr richtig umzugehen eine andere. Mit anderen Worten: Die 1.497.000 Antworten, die bei einer Google-Anfrage in nur 0,14 sec zur Verfügung stehen, überfluten unser kleines Gehirn, das schon nach dem Lesen von 10 der angebotenen „Antworten“ an die Grenze seiner Aufnahmefähigkeit stößt. Darüber hinaus widersprechen sich viele Ergebnisse. Eine Bewertung der Richtigkeit und Signifikanz einer Information setzt aber ein fundiertes Grundwissen voraus. Die um sich greifende Angst vor „Fake News“ liegt sicher auch am Misstrauen gegenüber der Flut von verfügbaren Antworten. Aber das ist nur ein Aspekt.
Zum Internet und dem Internet der Dinge noch ein paar Fragen: Sind wir wirklich so unselbständig, dass wir nur noch mit Hilfe elektronischer Assistenten durchs Leben kommen? Ein kleines Beispiel: Es gibt mittlerweile Menschen, die neben iPhone, iPad und Mac auch eine Apple Watch besitzen. Partner oder Freunde ebenfalls. Nun wissen diese Anwender jederzeit (leider auch viele andere und weniger freundlich gesinnte Subjekte im Netz), wo sich der andere gerade befindet. Hinzu kommt die Unhöflichkeit, jede unbekannte Information schnell nachzusehen (ob man sie versteht oder nicht) – man glaubt also dem Gegenüber nicht mehr.
Es werden immer mehr Informationen und Bilder ins Netz gestellt und mittels Apple Watch sogar der Gesundheitszustand überprüft. Die Technik sagt dann auch, wann man sich bewegen soll, wie lange und wie gut die Anwender geschlafen haben u.v.m.
Das Internet der Dinge vernetzt zusätzlich Geräte des täglichen Gebrauchs wie Kühlschränke, Vorratsschränke, Jalousien, Heizungen, Türen, etc. miteinander, so dass der selige Anwender Informationen über Einkaufsbedarf oder abgelaufene Produkte erhält. Damit kann ein Nutzer vielleicht bequemer leben – wenn die Technik dann auch immer so wie gewünscht funktioniert. Allein, der Energiebedarf solcher „Helfer“ kann nicht immer durch Batterien, bzw. USVs gedeckt werden, wodurch Stromausfälle zum Problem werden können.
Eine umfangreiche Vernetzung hat bestimmt ihre Vorteile, aber „der Feind hört auch immer mit“. Und bei dem, sich immer weitere Bereiche erschließenden Informationshunger der „Gadgets“ mit ihren Möglichkeiten des Missbrauchs, erscheint die Überwachung, wie sie von George Orwell in seinem Horror-Zukunftsroman 1984 beschrieben wird, eigentlich nur noch wie Schnee von gestern. Ironischer weise ließe auch sich fragen, wie manche „Anwender“ ohne elektronische Unterstützung immer noch aus ihrer Wohnung oder Garage herausfinden?
Unsere Abhängigkeit von sogenannten „intelligenten“ Geräten und auf ihnen installierten „Anwendungen“ im privaten Bereich ist enorm, ja beinahe beängstigend. Doch das ist nicht das Thema, wenn auch symptomatisch für unsere Zeit.