Quo Vadis
Fragen zu Digitalisierung und KI
Die 90er eröffneten auch der internationalen Kommunikation neue Wege. War in den 80ern das Telefax noch „revolutionär“, so führte das nun verfügbare Internet zu einem Informationsaustausch beinahe in „Echtzeit“, und damit auch zur Möglichkeit, vorbei an teuren Telefonanlagen und hohen Gebühren, mit beliebigen Personen und Firmen zu kommunizieren. Elektronische Post, also E-Mails, Dokumente und Dateien jegliches Formats, erreichten ihren Adressaten in wenigen Sekunden und beschleunigten den Aufschwung. Warten war gestern und alle fieberten auf die nächste Nachricht und harrten einem „Bing“ ihrer Rechner, das neue „Post“ ankündigte (wir haben uns ja schon immer über Briefe gefreut).
Alle begannen nun sich immer schneller um sich selbst zu drehen und erwarteten sofortige Reaktionen auf ihre Aktivitäten, beziehungsweise Nachrichten. Man hatte ja geschrieben und stellte daher sofort die Frage, warum der Adressat sich so viel Zeit mit seiner Antwort ließ.
Ein befreundeter, US-amerikanischer Entwickler verglich die damals explodierende E-Mail Manie mit einer Person, die durch die Gänge eines Bürogebäudes geht, Türen aufreißt und irgendwelche Dinge hinein blökt. Immer natürlich in der Erwartung, sofort eine fundierte Antwort zu erhalten. Komprimierte Kommunikation war und ist vielleicht nicht der Königsweg.
Das galt auch für Meinungen, Analysen und Kommentare. Zeit zu überlegen wurde innerhalb kurzer Zeit als Schwäche angesehen, denn unsere Gesellschaft war mittlerweile süchtig nach Geschwindigkeit und Bewertungen geworden.
Das Selbstbewusstsein einer Person definiert sich nun über einen Daumen der nach oben oder unten zeigt und das Wohlwollen oder Missfallen eines Lesers oder Betrachters ausdrückt – ganz archaisch, wie bei den Gladiatoren im alten Rom. Das galt und gilt für fast alle Bereiche und erschwert unser aller Leben. Insbesondere dann, wenn so ein Daumen, gegeben aus profunder Unkenntnis, Hass und Ablehnung oder Profitgier, nur der Manipulation dienen soll – weil der Sender meint schneller ans Ziel zu kommen.
Die gesellschaftlichen Auswirkungen sind leicht zu erkennen. Burn-Out, steigende Aggressionen, Depressionen, Erschöpfung und Lustlosigkeit, leider auch der Mangel an nötigem Grundwissen, verändern unser Zusammenleben gravierend.
Die Leistungsfähigkeit der Prozessoren stieg und steigt, verglichen mit den schmalbrüstigen 4- und 8-Bit Mikro-Controllern der 70er und frühen 80er, ins beinahe Unermessliche, während der Platzbedarf sich genau gegenteilig entwickelt. Immer mehr Anwendungen werden geschaffen und vor allem verbesserte sich die Bedienbarkeit erheblich. Interaktive Bedienoberflächen zeigten Anwendern graphisch, was sie gerade tun oder was zur Erlangung eines positiven Ergebnisses erforderlich ist.
Diese verbesserte Handhabung der einst für viele nur schwer zu verstehenden Bedienkonzepte (wenn man davon überhaupt sprechen konnte), unterstützte die vollständige Akzeptanz und den Wunsch, Computer im alltäglichen Leben vermehrt einzusetzen. Fallende Preise und höhere Leistungsfähigkeit deuteten ein neues Paradigma an: wir leben nun in einer von Computer-Anwendungen dominierten Welt, einem Kommunikationszeitalter. Diese „neue Welt“ bietet zweifellos viel Bequemlichkeiten und Vorteile.
Eine beinahe dramatische „Erweiterung“ der Kommunikationskonzepte fand dann 2007 statt, als Apple auf der Basis sehr leistungsfähiger und miniaturisierter Prozessoren, das iPhone vorstellte. Bedienfreundlich, interaktiv und ausgestattet mit Bildschirm, Kamera, Textverarbeitung und vielen anderen Anwendungen, verdrängte es – wie natürlich auch alle anderen Geräte gleicher Provenienz – die populären „einfachen“ Mobiltelefone. Als dann die ersten Anwendungen für Smartphone und seiner größeren Variante, dem Tablet erschienen, gab es bei den Käufern kein Halten mehr.
Diese Apps erwiesen sich als hilfreich beim Navigieren, Rechnen, Auskünfte einholen und zahllosen anderen Aufgaben. Vom Terminplaner bis zum Empfang oder der Aussendung von E-Mails und Dokumenten bieten sie Hilfestellung für das tägliche Leben und werden für viele zu unverzichtbaren Stützen. Für die meisten Anwender sind sie das Synonym der „Digitalisierung“. Kein Wunder, dass dieses Schlagwort in aller Munde ist.