Quo Vadis
Fragen zu Digitalisierung und KI
Digitalisierung heißt das neue Schlagwort, aber in vielen Fällen ist sie einfach nur ein Synonym für profunde Ahnungslosigkeit und dem Wunsch, keine Verantwortung übernehmen zu müssen..
Aber halt! Unsere „digitalen“ Vordenker halten schon einen neuen Ansatz in ihren Fingern der uns aus diesem Tal der „virtuellen“ Tränen führen wird! Wenigstens wollen sie uns das durch ständige Wiederholung glauben machen.
KI, künstliche Intelligenz!
Ja, das klingt gut. Sich selbst optimierende Programme und Anwendungen. Sie verbessern sich ständig selbsttätig, sie erlösen uns nicht nur von langweiligen Tätigkeiten, nein, sie werden alles viel besser und schneller und billiger erledigen, als wir das je konnten oder können werden. So jedenfalls die Idee.
Künstliche Intelligenz – was ist das doch ein toller Begriff. Schon fühlen wir unsere beinahe göttliche Überlegenheit. Denn wir erschaffen sie um uns zu dienen. Na also – geht doch!
Nur ein kleine, gemeine Frage am Rande: was ist eigentlich „Intelligenz“?
Der Begriff Intelligenz ist nicht wirklich definiert, also strittig und bietet daher viel Raum für freie Interpretation(en) und Forschung. Die Intelligenzforscher, um es einmal deutlich zu sagen, glauben mittlerweile auch schon bei Schleimpilzen, Bakterien und anderen Einzellern der Frage, was Intelligenz nun genau ist, näher (!) gekommen zu sein.
Es gibt einige Ansätze zur Klärung der Frage nach menschlicher Intelligenz, um die es nicht nur der Philosophie, sondern der Industrie im Besonderen geht. Hier zuerst die Idee der zugrundeliegenden Prozesse:
Man geht im Allgemeinen von assoziativer und kognitiver Intelligenz aus oder aber auch von multipler Intelligenz. Dazu nimmt die Wissenschaft an, dass die verschiedenen „Intelligenzen“ keinen Einfluss aufeinander ausüben. Das wiederum kann man leicht in Abrede stellen, denn unser Gehirn hat keine abgeschotteten Bereiche => alles kommuniziert mit allem.
Folgt man aber weiter der Idee der „Unabhängigkeit“ müsste man fragen: Ist Intelligenz also
- die Fähigkeit abstrakt zu denken?
- die Fähigkeit mathematische und rechnerische Höchstleistungen zu erbringen?
- die kreative Fähigkeit zum Modellieren, Malen, Musizieren, Schreiben und Schauspielern zu besitzen?
- die Fähigkeit zu besitzen, sich in andere hineinzudenken bzw. sie zu manipulieren (empathisch , bzw. manipulativ)
- die Fähigkeit sozial, für andere, z.B. eine Gruppe zu denken und zu handeln?
- Zusammenhänge ohne weitere, vorangehende Auseinandersetzung mit den verbundenen Vorgängen zu erkennen, also intuitiv zu sein?
- Tendenzen zu erkennen, also innerhalb statistischer Prozesse mit unscharfem Ausgang ein offenes, aber am Ende sinnvolles zu erreichen?
- zu Fühlen oder auch Emotionen zum richtigen Zeitpunkt zu zeigen?
Die weiteren Varianten, verbale, , soziale, aber auch praktische Intelligenz zeigen das „Intelligenz“ nur ein Sammelbegriff für kognitive Leistungsfähigkeit ist. Diese Unterschiede machen uns aus, auch wenn wir in unserem Bestreben für alles – aber auch gerne für nichts – den Daumen heben oder senken, also bestimmte intelligente Attribute höher bewerten als andere.
Die Fragen nach dem Wesen der Intelligenz stellen nur einen Auszug der Fähigkeiten dar, über die unser Gehirn tatsächlich verfügt. Denn es kann etwas wirklich Außergewöhnliches: ohne dass wir es unbedingt willentlich beeinflussen müssen, kombiniert es seine unterschiedlichen Möglichkeiten und dabei erscheint dann oft Unerwartetes, welches uns meist weiter bringt als angenommen.
Das heißt, es gibt keine bessere oder minderwertige Intelligenz. Sie ist einfach verschieden und zugleich komplexer als wir uns das vorstellen können.
Eine isolierte Betrachtung und Abgrenzung kann daher genau genommen nicht richtig sein. In unseren Köpfen wird eine Matrix der Fähigkeiten erzeugt, die wir nicht kausal erklären können. Hinzu kommt die unglaublich geringe Größe unseres Gehirns, das über rund 86 Milliarden Nervenzellen verfügt, die alle(!) miteinander vernetzt sind und sich auch gegenseitig beeinflussen. Man denke nur daran, wie z.B. Magen- und Darmbeschwerden unsere kognitiven Fähigkeiten beeinflussen können.
Der Fehler, Bereiche in unserem Gehirn für bestimmte Eigenschaften abzugrenzen wurde schon oft gemacht. Der Engländer Gordon R. Taylor, suchte z.B. in seinem Buch „Die Geburt des Geistes“ die Lokalisierung des „Ich“. Nach allem was wir heute über unser Zentralorgan wissen, ist so eine Suche nicht nur ein falscher Ansatz sondern auch der Beleg eines falschen Menschenbildes.